Neue Impulse für den internationalen Natur- und Artenschutz
Der Alpenzoo Innsbruck-Tirol nahm in diesem Monat am Weltnaturschutzkongress 2025 in Abu Dhabi (Vereinigte Arabische Emirate) teil. Dieser Kongress ist einer der bedeutendsten internationalen Veranstaltungen für Natur- und Artenschutz und wird alle vier Jahre ausgerichtet von der Weltnaturschutzunion (International Union for Conservation of Nature, IUCN), dem weltweit größten Netzwerk für Naturschutz mit über 1.400 Mitgliedern.
Mehr als 10.000 Delegierte aus Politik, Wissenschaft, indigenen Gemeinschaften, NGOs, Wirtschaft sowie zoologischen und botanischen Einrichtungen kamen unter dem Motto „Powering Transformative Conservation“ zusammen, um die globalen Herausforderungen des Naturschutzes zu diskutieren.
Für den Alpenzoo nahm Dr. Nora Weyer, Artenschutzkoordinatorin und Leiterin des IUCN Artenschutzzentrums für Kleinsäuger (Center for Species Survival – CSS for Small Mammals), am Kongress teil. Für den Zoo war es ein besonderer Meilenstein: Zum ersten Mal nahm der Alpenzoo als offizielles, stimmberechtigtes IUCN-Mitglied teil und konnte über Anträge mitentscheiden, die die strategische Ausrichtung der IUCN für die kommenden Jahre prägen – etwa zu Themen wie Wildtierhandel, synthetische Biologie und Naturschutzethik.
Globale Vernetzung und Zusammenarbeit
Neben den Plenarsitzungen boten zahlreiche Side Events Gelegenheit, sich mit Fachkolleginnen und -kollegen aus aller Welt zu vernetzen. Der Austausch mit internationalen Vertreterinnen und Vertretern von Zoos wie Dublin, Toronto, Chester, Berlin, Köln und Wien sowie mit Organisationen wie Reverse the Red, WAZA (World Association of Zoos and Aquariums) und EAZA (European Association of Zoos and Aquaria) verdeutlichte die enge globale Zusammenarbeit im Artenschutz.
Im Rahmen des Kongresses fand zudem das 3. Netzwerktreffen der IUCN-Artenschutzzentren (Centers for Species Survival, CSS) statt. Gemeinsam wurden Strategien für Mentoring, Interessenvertretung und eine einheitliche Stimme des globalen Netzwerks entwickelt. Dr. Nora Weyer moderierte gemeinsam mit einem Kollegen des Kölner Zoos eine erfolgreiche Networking-Session.
Aufbau und Höhepunkte des Kongresses
Der Kongress gliederte sich in drei Hauptteile:
- Forum: Plattform für Austausch, Wissenschaft und Innovation. Besonders inspirierend waren Beiträge junger Naturschützerinnen und Naturschützer sowie indigener Vertreter. Bei den Gipfeln Business & Nature und Philanthropy wurden neue Instrumente zur wirksamen Gestaltung von Naturschutzinvestitionen vorgestellt. Emotionale Höhepunkte waren die Auszeichnung von 24 Schutzgebieten sowie die Ehrung der verstorbenen Schimpansenforscherin Jane Goodall für ihr Lebenswerk.
- Ausstellung: Über 100 staatliche und nichtstaatliche Organisationen präsentierten neue Projekte, Technologien und Bildungsprogramme. Diskutiert wurden Themen von Meeresschutz über Wiederaufforstung bis hin zu Bildungsinitiativen im Naturschutz.
- Mitgliederversammlung: Hier werden die Entschließungsanträge („Motions“) der IUCN-Mitglieder beraten und beschlossen. Auch Zoos brachten in diesem Jahr mehrere Anträge ein oder unterstützten diese. Obwohl der Alpenzoo als neues Mitglied noch keine eigenen Anträge einreichen konnte, beteiligte er sich aktiv an den fachlichen Hintergrunddiskussionen über die Anträge sowie natürlich den Abstimmungen.
Zudem wählten die Mitglieder die Führungsspitze der IUCN für die nächsten vier Jahre. Ihre Exzellenz Razan Khalifa Al Mubarak wird eine zweite Amtszeit als IUCN-Präsidentin absolvieren, zusammen mit neu gewählten Führungskräften in den Kommissionen und im Rat. Nach neun Jahren unter der Leitung von Dr. Jon Paul Rodríguez begrüßt die Species Survival Commission (SSC) Vivek Menon als neuen Vorsitzenden, einen indischen Naturschützer, als neuen Vorsitzenden. Menon wird die Arbeit der Kommission zum Schutz bedrohter Arten weltweit fortsetzen. Für Westeuropa neu in den IUCN-Rat gewählt wurde unter anderem die Dänin Ann-Katrine Garn, Leiterin der Abteilung Naturschutz des Zoo Kopenhagen, die somit auch das Engagement von Zoos im globalen Artenschutz verstärken wird.
Zoos als Brückenbauer im Artenschutz
Zoos, Aquarien und botanische Gärten spielen heute bereits eine zentrale Rolle in der Umsetzung internationaler Naturschutzstrategien. Die IUCN erkennt ihren Beitrag durch Erhaltungszuchtprogramme, wissenschaftliche Forschung, Wiederansiedelungen und Umweltbildung ausdrücklich an. Ex-situ-Maßnahmen – also Schutz außerhalb des natürlichen Lebensraums – wurden als unverzichtbarer Bestandteil ganzheitlicher Naturschutzkonzepte hervorgehoben.
Die neue Ausgabe der Roten Liste zeigt mit fast 50.000 gefährdeten Arten, dass die Biodiversitätskrise unvermindert anhält. Umso wichtiger sind gezielte Schutzmaßnahmen, zu denen Zoos entscheidend beitragen – etwa durch Monitoring, Zuchtprogramme und Auswilderungen.
Der Alpenzoo setzt diese Ziele konkret um: Er koordiniert u. a. das Monitoring- und Schutzprojekt für die hochbedrohte Bayerische Kurzohrmaus, betreibt das IUCN Artenschutzzentrum für Kleinsäuger und ist Partner der globalen Initiative „Reverse the Red“, die den Trend des Artensterbens umkehren will.
Zoodirektor Dr. André Stadler engagiert sich in den IUCN-Fachgruppen für Katzen und Hirsche, Artenschutzkoordinatorin Dr. Nora Weyer in den Fachgruppen für Kleinsäuger und Afrotheria sowie als Gutachterin für die IUCN Rote Liste. Der Alpenzoo beteiligt sich außerdem an Europäischen Erhaltungszuchtprogrammen (EEPs) und erfolgreichen Wiederansiedelungen von Bartgeiern, Waldrappen, Wisenten und weiteren bedrohten Arten.
Ausblick: Verantwortung für die Zukunft
Der Kongress endete mit dem „Abu Dhabi Call to Action“ – einem Appell an Regierungen, Unternehmen und die Zivilgesellschaft, den Natur- und Artenschutz als Grundlage nachhaltiger Entwicklung zu verankern.
„Wir brauchen ein neues Verständnis von Verantwortung“, lautete eine der zentralen Schlussbotschaften. „Nur wenn wir Wissen, Leidenschaft und Handlungsfähigkeit vereinen, können wir die Natur der Zukunft sichern.“
Der Alpenzoo blickt stolz auf seine erste aktive Teilnahme am Weltnaturschutzkongress zurück. Der Austausch mit internationalen Partnern zeigte eindrucksvoll, wie globale Kooperationen konkrete Ergebnisse für den Schutz der Natur bringen können.
“In Zukunft engagiert sich der Alpenzoo noch stärker als Teil dieser weltweiten Bewegung”, so Direktor Dr. Stadler, “für den Erhalt der biologischen Vielfalt in den Alpen und darüber hinaus.”
Weiterführende Links:
Zu den weltweiten IUCN Artenschutzzentren, einschließlich Alpenzoo-Kleinsäugerzentrum: https://iucn.org/our-union/commissions/species-survival-commission/partners-and-donors/centers-species-survival
Zum Weltnaturschutzkongress: https://iucncongress2025.org/
Zur neuen Führung der IUCN: https://iucn.org/press-release/202510/iucn-members-elect-president-new-council-and-commission-chairs
Zur offiziellen Kongress-Berichterstattung: https://enb.iisd.org/2025-iucn-world-conservation-congress
Die angefügten Fotos zeigen die Vertreter der IUCN Artenschutzzentren beim Netzwerktreffen im Rahmen des Kongresses, sowie Eindrücke vom Kongresszentrum und einigen der vielen inspirierenden SprecherInnen und Teilnehmenden, insbesondere:
Razan Khalifa Al Mubarak, Präsidentin des Weltnaturschutz-Dachverbands International Union for Conservation of Nature (IUCN).
Dr Grethel Aguilar ist Generaldirektorin der IUCN.
Elizabeth Maruma Mrema ist stellvertretende Generalsekretärin der Vereinten Nationen und stellvertretende Exekutivdirektorin des Umweltprogramms der Vereinten Nationen (UNEP).
Dr. Musonda Mumba ist die Generalsekretärin der Ramsar-Konvention über Feuchtgebiete.
Juan Carlos Navarro ist Umweltminister von Panama.












